Welche Boulder-Griffarten gibt es?

Die wichtigsten Griffarten beim Bouldern - kenne deine Griffe!

Aktualisiert am 09. Februar 2024
Niklas B.

Recherchiert und verfasst von

Niklas B., Boulderer

Überprüft und editiert von

Onaclimb Team

Verschiedene Griffarten beim Bouldern
In diesem Artikel

Das Wichtigste im Überblick

Griffarten: Die wichtigsten Griffe sind Jugs, Crimps, Sloper, Pinches und Pockets. Rotiert dienen diese dann als Side Pull (Griff seitlich gedreht) oder Undercling (Griff umgedreht). Unterschiedliche Griffe bieten dir dabei unterschiedliche Herausforderungen.

Für Einsteiger:innen bis hin zu Pros: An einfachen Strecken findest du vor allem Jugs, denn die sind gut zu greifen. Später begegnest du auch kleineren Leisten und abschüssigen Slopern. Vor allem an schmalen Crimps besteht auch das Risiko von Sehnenverletzungen. Wärm dich also auf und überfordere deine Fingersehnen nicht.

Fun Fact: Die meisten Klettergriffe in Hallen bestehen aus Kunststoff, hierzu werden Polyurethan, Polyethylen und Farbe gemischt und in Form gepresst. Sicherheitskonform wird das durch die DIN EN 12572, so dass du in jeder Halle kraftvoll zupacken kannst.

Halt dich gut fest! – Griffe auf dem Weg vom Fels in die Halle

Am Fels schafft die Natur die Griffe. Jahrhunderte der natürlichen Erosion und des Regenfalls schlagen Schneisen in den Stein und die bieten deinen Fingern und Füßen den Halt, den du für den Aufstieg brauchst.

In der Boulderhalle hingegen muss ein wenig nachgeholfen werden, um die Wände aufstiegsbereit zu machen. Hier kommen Griffe von Herstellern wie Holdz, Euroholds oder OnSight zum Einsatz, die von den Setter:innen zu Strecken kombiniert werden. Die Farbe im Griff verrät dir, welche Strecke du klettern sollst und die Griffart ist ein entscheidender Faktor dafür, wie leicht oder schwierig eine Strecke ist.

In den ersten Sessions machen die meisten Boulderer:innen sich nur wenig Gedanken um die verschiedenen Griffe, doch je häufiger du den Weg an die Wand findest, desto wichtiger wird die perfekte Grifftechnik. Denn nur so kannst du auch mit der nötigen Effizienz bouldern.

Wir verraten dir in unserem Überblick, welche unterschiedlichen Griffe es gibt und worauf du bei den unterschiedlichen Grifftypen achten musst.

Die 10 wichtigsten Griffarten – so bekommst du deine Projekte in den Griff!

1. Henkel/Jugs – die Griffart an den einfachen Routen

Jugs und Henkel sind Anfängerfreundlich
Henkel und Jugs sind in vielen einfachen Bouldern verschraubt. Sie sind griffig, incut und werden auch in “New School” Bouldern verschraubt, um z.B. Sprünge einzuleiten.

Henkel oder Jugs sind genau so griffig wie sie klingen. An einen Henkel kommst du mit der ganzen Hand, die Finger haben bequem Platz und aufgrund der Kurve und des Einschnitts versinkt dein Griff hier quasi.

Die Strecken für Einsteiger:innen bestehen in vielen Halle vor allem aus Jugs, denn hier können grundsätzliche Techniken, Fußarbeit, Körperspannung, Balance, etc. trainiert werden. Hast du den Henkel einmal sicher, ist es fast schon eine Kunst, diesen wieder zu verlieren.

Auf schwereren Routen sind Jugs für Setter:innen auch kein Tabu und bieten oft eine kurze Verschnaufpause nach einer anstrengenden Crux oder den rettenden Hafen für einen einhändigen Dyno.

Wie du Henkel meisterst: Einfach zupacken. Je erfahrener du bist, desto seltener wirst du Jugs auf deinen Strecken sehen. Mit mehr Erfahrung skippst du die Henkel sogar zum Warmmachen, denn gerade die texturierten Jugs verschleißen unnötig viel Haut.

Fürs Warm Up kann es auch eine Variante sein, die Henkel nicht als Henkel zu greifen, sondern wie Zangen oder Pinches zu nehmen. Überhängende Strecken mit Jugs sind ideal für eine Übung im Campus-Bouldern.

2. Leisten/Crimps – die Griffart für die Finger

Leisten und Crimps im Boulder Forgotten Gem 8C von Kim Marschner
Leisten und Crimps findet man überwiegend bei Outdoor-Bouldern. In Boulderhallen kommen sie ebenfalls regelmäßig zum Einsatz, werden inzwischen aber auch gerne als “Screw-ons” auf Volumen oder andere Makros geschraubt. Bild: Kim Marschner in Forgotten Gem, 8C

Wer ans Bouldern/Klettern denkt und selbst noch nie in einer Halle war, wird am ehesten Leisten vor dem inneren Auge sehen. Leisten (oder Crimps) sind schmale, kleine Griffe, an denen nur deine Fingerspitzen Platz haben. Das erfordert also anders als Jugs auch Fingerkraft und Vertrauen in die Fußtritte. Weil die Leisten eher schmal sind, braucht es zudem eine gewisse Präzision, um diese richtig zu greifen. Je nach Texturierung hast du dann mal mehr und mal weniger Halt.

Und natürlich ist es auch zu einem gewissen Teil Ansichtssache, was ein schon ein eingeschnittener Crimp und was noch ein kleiner Henkel ist. Klare Grenzen gibt es nicht, sondern auch viele Hybridgriffe.

An den Crimps bist du mit kleineren Fingern und weniger Körpergewicht übrigens im Vorteil. Denn nicht nur müssen die Sehnen weniger Zug halten, du kannst mit schmalen Fingern auch viele Crimps matchen.

Von Setter:innen werden Crimps auch gerne als aufgeschraubte Griffe (Screw-Ons) an größeren Holds oder Volumes genutzt. Auch einige große Grifftypen besitzen kleine Falten oder Cracks, die du in der Praxis wie Leisten greifst.

Für Einsteiger:innen wirken Leisten oft etwas einschüchternd, aber mit der Zeit wirst du einfach besser. Dann entwickelst du die Fingerkraft und das Gefühl für die Körperposition. Auch Trainingssessions am Hangboard helfen natürlich.

Während einige Crimps incut sind (also eine Vertiefung bieten) gibt es auch slopy crimps (abschüssige Leisten), die wesentlich weniger Halt bieten.
Eine Herausforderung sind Leisten nicht nur für die Finger, sondern auch dann, wenn du sie als Fußtritt nutzt. Dann nämlich benötigst du Präzision und ein Vertrauen in deine Fußarbeit.

Wie du Crimps meisterst: Klar, ein bisschen Fingerkraft benötigst du für Crimps immer. Bis es wirklich auf den Biss und starke Sehnen ankommt, bist du aber schon in den höheren Graden. Bei einfacheren Strecken mit Leisten, ist die Fußtechnik und Körperposition oft wichtiger als die reine Fingerkraft. Je mehr Druck deine Füße aufbringen, desto weniger Zug müssen deine Finger halten.

3. Sloper – die abschüssigen Griffe

Yannick Flohé ist aktuell unbestreitbar einer der besten Boulderer weltweit, vor Allem, wenn es um Sloper und physisch herausfordernde Boulder geht. Video: Yannick Flohé

Sloper sind eine Art Griff, der nur wenig Freund:innen hat. Niemand freut sich in einer anstrengenden Passage über einen (schmierigen) Sloper und dennoch fühlt es sich richtig gut an, wenn du diese Griffart erst einmal beherrschst.

Sloper sind abgeschrägt, aus dem Englischen “sloped”. Wirklich etwas zu greifen findest du hier also nicht, stattdessen musst du deine Hand auflegen und das Beste aus einem suboptimalen Griff machen. Und natürlich gibt es abschüssigere und weniger texturierte Sloper, um das Ganze für dich noch schlimmer zu gestalten.

Gar so unerklimmbar sind dann aber auch Sloper nicht. Wichtig sind hier vor allem zwei Punkte: Körperposition und Grifffläche.

Grundsätzlich gilt ja für alle Griffarten, dass dein Körperschwerpunkt in einer rechtwinkligen Verlängerung der Griffrichtung liegen sollte. Dadurch kannst du dich ganz entspannt am Griff halten, ohne überschüssige Kraft aufwenden zu müssen. Bei Slopern gilt dies noch einmal mehr.

Achte unbedingt darauf, dass dein Schwerpunkt (also grob der Hintern) in einer verlängerten Linie zum Griff liegt. Bei einem gerade angeschraubten Sloper musst du also direkt unter dem Griff hängen, bei schräg angeschraubten Slopern brauchst du oft etwas Druck aus den Füßen, um die richtige Körperposition zu treffen. Hast du diese aber erst einmal, wirst du feststellen, dass der Sloper wesentlich leichter zu halten ist.

Der zweite entscheidende Faktor ist die Grifffläche. Wie bei einem Reifen oder Laufschuh gilt auch für deine Handfläche, dass du mehr Reibung und dadurch mehr Halt erzeugst, je mehr Fläche aufliegt. Hier sind also Boulderer:innen mit großen Händen im Vorteil.

Auch Putzen kann dir helfen, dein Projekt zu knacken. Gerade wenig texturierte Sloper nehmen recht schnell einen Film aus den natürlichen Fettabscheidungen der Haut auf und sind dadurch rutschiger als sie es sein müssten.

Wie du Sloper meisterst: Neben den obigen Tipps solltest du vor allem Ruhe bewahren. Je statischer du in den Sloper gehst, desto sicherer wirst du halten. Es ist natürlich auch eine Frage der Erfahrung, einem Griff am Sloper dann auch wirklich zu vertrauen. Je besser du die Griffe in deiner Stammhalle kennst, desto eher weißt du dann auch, wie du spezifische Sloper anpacken musst.

4. Dual Textures – die Griffe mit den zwei Gesichtern

Dual Texture Griff in einer World Cup Boulderroute getopt von Janja Garnbret
Dual-Texture Griffe sind der Inbegriff für “New School” Bouldern. Vor Allem in Wettkämpfen finden sie Anwendung, aber auch in modernen Boulderhallen findet man sie immer häufiger. Wegen des hohen Anschaffungspreises sind sie aber noch nicht in jeder Halle zu finden. Bild: Janja Garnbrett

Jeder Griff in der Kletterhalle hat eine gewisse Texturierung, die ihm einen unterschiedlichen Grip verleiht. Rauere Griffe haben mehr Haftung, glattere Griffe erfordern von dir mehr Präzision. So weit, so einfach – doch Dual Textures vereinen das Beste aus beiden Welten, sie kombinieren zwei verschiedene Texturen miteinander.

In der Regel sind das stark texturierte Stellen und spiegelglatte Stellen, die überhaupt keinen Halt bieten. Diese können mal aus glattem Kunststoff oder sogar aus gewachstem Holz bestehen. Grundsätzlich limitieren dich Dual Textures also in den Möglichkeiten, diese zu halten oder eine geeignete Trittfläche zu finden. Setter:innen erlauben sie mehr Kreativität und Spielraum. Denn selbst auf der glattesten Oberfläche lässt sich oft ein Stütz oder Smear platzieren, was interessante Bewegungen ermöglicht.

Mit mehr Erfahrung hast du viele Dual Texture-Sets schon kennengelernt und erkennst selbst von der Matte aus, wo die griffigeren Flächen der Griffe sind.

Wie du Dual Textures meisterst: Das Geheimnis liegt hier in der Präzision. Viel Fläche, dich in die richtige Position für Finger- oder Fußspitzen zu mogeln, bleibt dir hier nicht. So kann es gut sein, dass du den Griff triffst und trotzdem abrutschst.

Dafür kannst du an den Dual Textures auch lernen, wirklich die intendierte Beta der Setter:innen zu bedienen. Etwas Anderes bleibt dir schließlich nicht übrig.

5. Pinches/Zangen – Bouldern unter Druck

Pinches beim Bouldern meistern
Pinches kommen häufig vor, sind aber nicht immer so offensichtlich erkennbar wie in diesem Bild. Viele Leisten und Sloper können mit der Hinzunahme des Daumens auch gepinched werden.

Bei einem Pinch oder einer Zange handelt es sich um einen Griff (oder zwei kleine Griffe), die du auf Spannung halten musst. Im Regelfall sind Pinches daher vertikal oder leicht angewinkelt an die Wand oder an Volumes geschraubt. Die zum Halten nötige Reibung erzeugst du also nicht durch Schwerkraft und Schwerpunkt, sondern durch den Druck zwischen Daumen und Fingern.

Leichtere Zangen sind oft etwas eingeschnitten, so dass du weniger Druck benötigst, wohingegen Pinches an komplexeren Routen diesen Vorteil nicht haben. Hier hilft einzig und allein kräftiges Zupacken.

Vor allem an Überhängen fordern Pinches einiges an Finger- und Unterarmkraft und Positionierung. Je überhängender die Strecke ist, desto häufiger findest du auch horizontale Zangen, aus denen du ohne den nötigen Griff heraus rutschen würdest.

Wie du Pinches meisterst: Prinzipiell musst du das Halten am Pinch einfach als physikalischen Kampf aus zwei Faktoren betrachten. Auf der einen Seite hast du die Kraft, die du über Reibung zwischen deinen Fingern erzeugst, auf der anderen Seite deine Körpermasse, die am Griff zieht.

Du vereinfachst dir deinen Halt also nicht nur durch mehr Griffkraft und mehr Reibung, sondern auch durch ein Reduzieren der einwirkenden Masse auf den Zug. Vereinfacht gesagt – bring deinen Schwerpunkt dicht an die Wand und lass deine Körperspannung von den Füßen aus kompensieren, was deine Zange nicht halten kann.

6. Pockets/Fingerlöcher – kein Raum für Fehler, viel Raum für Präzision

Alex Megos hängt an zwei Pockets
Beim Sportklettern gibt es viele Routen mit Pockets, beim Bouldern deutlich weniger. In Boulderhallen findet man sie gelegentlich. Wegen des hohen Verletzungsrisikos, sollten Pockets und vor allem Mono-Pockets nicht in Anfänger:innen Bouldern vorkommen. Bild: Alex Megos

Am Felsen sind Pockets bzw. Fingerlöcher oftmals die Regel. Schließlich ist es an einer Steinwand normal, dass die Griffe nicht aus der Wand hervorstehen, sondern in die Wand einfallen. Sind die Löcher kleiner, so hast du nur Platz für einige Finger.

Damit sind die Pockets auch besonders nah am Outdoor-Erlebnis. Zudem benötigst du ein hohes Maß an Präzision. Selbst bei kleineren Leisten ist es oft kein Problem, etwas zu hoch zu greifen und in den Crimp zu fallen. Bei einem Fingerloch funktioniert das nicht. Triffst du hier nicht, triffst du einfach nicht. Du findest also entweder eine statische Lösung oder kommst aus einem dynamischen Zug genau an den richtigen Punkt.

Natürlich gibt es Pockets auch in verschiedenen Größen, so dass du mal mehr und mal weniger Finger platzieren kannst. Die Mono-Pockets (kurz Monos) sind dabei besonders knifflig. Hier findet nur ein Finger Platz.

Finden keine vier Finger Platz, sondern nur zwei oder drei, so wird es schon wieder zur Frage der Weltanschauung, welche Finger du benutzt. Intuitiv greifen gerade Einsteiger:innen hier zu Zeige- und Ringfinger, weil der Zeigefinger bei uns allen besser trainiert ist. Rein mechanisch gesehen reduzierst du den Zug auf die Sehnen jedoch, wenn du Mittel- und Ringfinger nutzt. Hast du Platz für drei Finger, sollte der Zeigefinger die nächste Wahl sein.

Haben deine Setter:innen dich auf dem Kiekern, sind Handwechsel in den Fingerlöchern ein besonders diabolischer Spaß.

Wie du Pockets meisterst: Bei Fingerlöchern brauchst du vor allem Konzentration. Gehe mit innerer Ruhe an die Wand, finde die optimale Position und nähere dich den Löchern so statisch wie möglich, so dynamisch wie nötig. Dynamisches Annähern an die Pockets erfordert dann vor allem wieder Zug, um den herausschwingenden Schwerpunkt zu bremsen.

7. Volumes – immer on und doch selten der beliebteste Griff

Boulderer am Volumen - in diesem Fall wie Sloper
Volumen findet man in jeder modernen Boulderhalle. Sie nehmen verschiedenste Funktionen ein. Manchmal als Schmiertritt, als Sloper-Griff, als Edge oder als Feature, um den Winkel der Boulderroute zu ändern. Auch andere Griffe werden gerne auf Volumen geschraubt.

In den meisten Boulderstrecken sind Volumes eher als Nebengriffe vorgesehen, die dem eigentlichen Set nicht die Show stehlen sollen. Aufgrund ihrer rauen Textur eignen sie sich vor allem gut als Fußtritte und erzeugen auch in abschüssigen Winkeln noch ausreichend Reibung für einen sicheren Stand.

Aber manchmal ist es auch notwendig (oder hilfreich), ein Volume als Griff zu nutzen. Wann dies erforderlich ist, siehst du in der Regel schon an den kreidigen Handabdrücken, die dir auch die beliebtesten Griffflächen aufzeigen.

Einige Volumes besitzen sehr spitze Winkel und stellen kein größeres Problem dar, kommst du hier um eine Kante, solltest du den Griff eigentlich sicher haben. Flachere Winkel an Volumes sind da schon problematischer. Hier gilt Ähnliches wie bei Slopern: Nutze viel Handfläche und achte darauf, dass dein Schwerpunkt von der Griffrichtung weg zeigt.

Oft bietet sich auch ein Meathook an, bei dem du deine Hand gekurvt um ein Volume herum legst, um die Grifffläche zu maximieren.

Häufig werden Volumes auch als Griffe für Mantles genutzt. Dieser stützende Zug erfordert ebenfalls viel Auflagefläche (für mehr Reibung) und ein gesundes Vertrauen in den Halt.

Wie du Volumes als Griffe meisterst: Vor allem brauchst du Körperspannung, ansonsten passiert es an vielen Stellen, dass das Scheunentor aufgeht und du aus der Wand kippst. Wirklich mit Hilfe der Volumes zu klettern, ist aber auch eine Frage der Gewöhnung und des Bewusstseins dafür, wie viel Zug du tatsächlich an ein Volume legen kannst.

8. Makros – die großen der großen Griffe

Riesige Makros schmücken diese Boulderwand
Makros schmücken nicht nur jede Boulderwand, sondern sind auch sehr teuer. Deswegen findet man sie nicht in jeder Boulderhalle. Mit Makros lassen sich Boulder-Eyecatcher kreieren.

Erfahrenere Boulderer:innen würden so manche Sloper und Henkel bereits als riesig bezeichnen, doch die größten Griffe haben eine sogar ganz eigene Kategorie: Makros.

Makros widerstehen dabei zu einem gewissen Teil der obigen Charakterisierung. Sie haben manchmal eine klare Kante (Edge), manchmal sind sie abgerundet wie Sloper und manchmal lassen sie sich in die Zange nehmen. Oft sind sie auch als Volumenelement gesetzt, das nur für eine bestimmte Strecke gelten soll oder bieten Platz für Screw-Ons (aufgeschraubte kleine Griffe). Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass Makros für Kneebars oder zum Anlehnen genutzt werden, um die Kreativität der Boulderer:innen herauszufordern.

Makros werden häufig für dynamische Züge gesetzt, denn sie lassen sich bestens mit Wucht “anpatschen” und mit Chuspe findest du schon die richtige Stelle. Und selbst wenn du die Makros nicht perfekt triffst, irgendwie triffst du sie schon.

Zudem sollte nicht vernachlässigt werden, dass Makros ästhetisch sehr anspruchsvolle Wandelemente sind, mit denen Boulderstrecken sich zu echten Kunstwerken setzen lassen. Das sieht man vor allem bei den Wettbewerben.

Wie du Makros meisterst: Lerne die Griffe unbedingt kennen, um ein gutes Verständnis dafür zu entwickeln, wo der sweet spot des Makros liegt. Manche Makros haben Ecken, die sich besser greifen lassen, einen leichten Incut oder eine gute Stelle zum Pinchen. Wo genau das ist, erkennst du oft auch an den Kreideabdrücken.

9. Cracks/Risse – mit Reibung auf beiden Seiten

Anna Hazelnutt bouldert ein Indoor Crack Problem
Anna Hazelnutt bouldert ein Crack-Problem. Bild: Wide Boyz

Fließt Wasser durch einen Berg oder bricht ein Fels, so entsteht ein ganz natürlicher Riss. Für Kletterer:innen die perfekte Möglichkeit, um den Riss entlang aufzusteigen, doch auch in der Halle lassen solche Cracks sich setzen.

Einige Hallen besitzen einen Crack, der in die Wand eingearbeitet ist und mit Glück findet sich auch in so manchen Sets ein Riss. Größere Cracks bieten Platz für deinen ganzen Körper, du stützt dich hier auf Reibung wie der Weihnachtsmann im Schornstein. Ein gutes Beispiel dafür ist der Plumber’s Crack, was sich mit “Maurerdekolletee” ins Deutsche übersetzen lässt.

In der Regel sind die typischen Cracks in Hallen aber so schmal, dass nur Hand oder Fuß hinein passen. Je nach Set kannst du den Crack einseitig als Side Pull nutzen oder aber du setzt auf die richtige Crack-Climbing-Technik.

Sei jedoch vorgewarnt, du hältst hier vor allem auf Reibung der Haut an den Fingern und der Rückhand. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Crack Climber sich eine Art Handschuh um die Reibungsstellen tapen. Das ist nicht sofort notwendig, wenn du mal einen Riss kletterst, aber selbst bei einem Projekt mit Crack kann dir das viel Schmerz (und Haut) ersparen.

Um diese Reibung zu erzeugen und dich im Crack zu arretieren, greifst du mit offener Hand in den Riss und ballst diese zur Faust. Die erzeugte Ausdehnung deiner Hand sollte dich nun auf Druck halten. Je überhängender die Wand ist, desto mehr Reibung musst du erzeugen.

Echte Stars unter den Crack Climbern sind übrigens die Wide Boyz, die sogar ihre eigene Serie aus Crack-Griffen haben.

Wie du Crackst meisterst: In den meisten Hallen gehören Cracks eher zur Ausnahme als zur Regel, viel Übung wirst du also nicht bekommen. Boulderst du in einer Halle mit Crack in der Wand, kannst du diesen bei nahen Routen mit nutzen, um zumindest ein Gefühl dafür zu bekommen.

Ansonsten kannst du dich damit vertrösten, dass selbst erfahrene Boulderer:innen oft Probleme mit Cracks haben.

10. Tufas – nicht nur für Outdoor-Boulderer:innen

Tufas beim Klettern
Tufas findet man vor Allem beim Outdoor-Sportklettern. Aber auch beim Bouldern in der Halle kommen die einzigartigen Griffformationen gelegentlich vor. Fotografin: Tara Kerzhner

Die Natur ist immer kunstvoll und jeder Fels ein eigenes Meisterwerk. Durch verschiedene Episoden der Sedimentierung kann es im Kalkstein zur Bildung von sogenanntem Kalktuff kommen, im Englischen Tufa.

Diese Griffe findest du jedoch nicht nur an natürlich gealtertem Kalkstein, auch in vielen Hallen findest du Tufa-Griffe (etwa vom Hersteller Volx). Dabei orientieren diese Griffe sich an den Unregelmäßigkeiten echten Gesteins und kopieren sowohl den Abrieb der Jahrtausende wie auch die Grifftextur. Anders als künstliche Holds also, die eher an geometrische Figuren angelehnt sind, sind die Tufas auch schwer berechenbar – ganz so wie das Klettern im Kalkgestein.

Durch die vielen nachgebildeten Griffmöglichkeiten bestehen für Setter:innen verschiedene Optionen, die Tufas zu verbauen und so Griffe in den kleineren Einkerbungen zu forcier.

Wie du Tufas meisterst: Tufas oder ähnliche Griffe findest du in immer mehr Hallen, denn sie holen die Unregelmäßigkeiten der Natur in die Gym. Viele Tufa-Holds sind recht griffig, die besten Stellen zum Greifen musst du aber oft erst einmal ertasten. Lass dich also nicht ins Bockshorn jagen, wenn der Flash-Versuch nicht klappt.

Für jeden Griff die passende Technik

Das Reizvolle am Bouldern und Klettern ist das Puzzle-Element. Jede Route ist ein Rätsel, das du physisch lösen musst und die Griffe sind dabei die Puzzleteile.

Technik und Finesse ersparen dabei Griff für Griff möglichst viel Kraft. Und dieses effiziente Klettern ist es, das in höheren Graden den Unterschied macht. Dies gilt nicht nur für statische, sondern vor allem für dynamische Züge.

Die richtige Performance ist hier auch eine Frage davon, wie gut du die Griffe und Sets kennst. Und da hilft nur bouldern, ausprobieren und ab und an einmal in eine andere Halle gehen und deren Sets kennenlernen.

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Niklas B.
Viel erlebt, viel gebouldert, wenig geschafft.
Lieblingsschuhe: Scarpa Dragos LV
Lieblingschalk: Tokyo Powder
Lieblingbrush: Mantle

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